Wundheilung bei Diabetes Typ 1: Was Sie wissen müssen!

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Kleine Wunden und leider auch größere Verletzungen sind unvermeidlich. Da ist es ganz normal, dass sich Menschen, die mit Diabetes Typ 1 leben, fragen, wie die Narbenbildung und Heilung verlaufen und ob es Unterschiede gibt. Gibt es eine Möglichkeit eine schlechte Wundheilung bei Diabetes mellitus zu beschleunigen oder zu fördern? Wir gehen dieser und noch anderen Fragen auf den Grund und erklären Ihnen alles was Sie über Wundheilung bei Diabetes Typ 1 wissen müssen.

Reagiert die Haut bei Diabetes Typ 1 anders auf eine Wunde?

Eine Wunde ist eine Unterbrechung der Gewebekontinuität, die durch einen Unfall (Verletzung, Verbrennung), eine Krankheit oder einen chirurgischen Eingriff hervorgerufen wurde. 

Die Phasen der Wundheilung bei Diabetes Typ 1 sind dieselben wie ohne Diabetes mellitus. Eine Wunde heilt in 4 aufeinander folgenden Schritten bzw. Heilungsphasen:

  1. In der ersten Phase wird die Blutung gestillt (Hämostase).
  2. In der zweiten Phase findet eine Gewebereinigung statt (Entzündung).
  3.  In der dritten Phase schließt sich die Wunde und die Haut regeneriert sich (Granulation und Kontraktion).
  4. In der letzten Phase wird die Heilung abgeschlossen wird und die Widerstandsfähigkeit der Haut wiederhergestellt (Reifung), die ca. ein Jahr dauert. ²

Welche Faktoren können den Verlauf der Wundheilung beeinflussen?

Die Faktoren, die bei der Wundheilung mit Diabetes Typ 1 und auch generell zum Tragen kommen, lassen sich in 4 Kategorien einteilen: 

  • Faktoren, die von den Patienten oder Patientinnen abhängen (Alter, Vorerkrankungen wie etwa Typ-1-Diabetes, Fettleibigkeit, Mangelernährung, Mehrfachpathologien, Therapien, Schmerzen, Psychologie, begleitender Tabakkonsum etc.).
  • Faktoren im Zusammenhang mit der Wunde selbst (Verlaufsdauer, anatomischer Ort, Größe, Tiefe, Vaskularisierung, Aussehen, Infektion, Ansprechen auf die Therapie).
  • Kompetenz und Kenntnisse des medizinischen Fachpersonals.
  • Ressourcen und behandlungsabhängige Faktoren (Gesundheitswesen, Verfügbarkeit, Kostenübernahme, soziale Isolation).

Eine Verzögerung der Narbenbildung und somit eine schlechtere Wundheilung kann eintreten, wenn ein oder mehrere Faktoren beim Heilungsvorgang nicht ausreichend berücksichtigt werden, wie beispielsweise Diabetes Typ 1³.

Weshalb führt Diabetes Typ 1 zu einer langsamen Narbenbildung? 

Man spricht oft von einer schlechten Wundheilung bei Diabetes mellitus, denn bei Menschen, die mit Diabetes leben, kann die chronische Hyperglykämie (ständige Überzuckerung) für eine Verzögerung der Narbenbildung und die Entstehung von chronischen Wunden verantwortlich sein. Die Hyperglykämie beeinträchtigt nämlich die Funktion der Zellen, die am Wundheilungsprozess beteiligt sind und führt dazu, dass deren Aktivität nachlässt. 

Ist es wichtig, dass ein Typ-1-Diabetes ausgeglichen ist, damit die Wundheilung nach einer Operation gut verläuft?

Abgesehen von den chronischen Diabetes-Komplikationen, die bei einem Eingriff auftreten können, besteht das Risiko in der postoperativen Phase in der Infektionsgefahr während der Operation oder im Anschluss daran; dieses Risiko ist bei Typ1ern und Typ 1erinnen höher als in der Allgemeinbevölkerung. 

Die medizinischen Teams werden also darauf achten, dass der Blutzuckerspiegel, bei Menschen mit Diabetes mellitus, ab der Einweisung des Patienten oder der Patientin in die Abteilung, während der Anästhesie, im Verlauf der Operation und in der Genesungsphase richtig eingestellt ist; dazu kann es erforderlich sein, Insulin intravenös oder subkutan zu verabreichen oder festgelegten Protokollen entsprechend anzupassen. 

Es ist zu beachten, dass die durch den Eingriff bedingte akute Situation selbst bei einem normalerweise gut eingestellten Typ-1-Diabetes den Stoffwechsel belasten kann und die Hyperglykämie dadurch noch verstärkt wird. 

Die Blutzucker-Zielwerte während des Zeitraums vor und nach der Operation sind mittlerweile hinreichend belegt und zielen darauf ab, den Glukosespiegel auf Werte zwischen 80 und 180 mg/dl zu bringen (s. ADA 2020); außer in Sonderfällen ist es also nicht empfehlenswert, während dieser Zeit einen strengeren Blutzucker-Zielwert anzustreben, um nicht gleichzeitig das Risiko für Hypoglykämien (Unterzuckerung) zu erhöhen, die verheerende Folgen haben können, insbesondere für das Herz-Kreislauf-System.

Informationen rund um die Wundheilung, unsere Haut und unterschiedliche Wundarten

Die Haut ist ein Organ 

Die Haut ist das Organ, das uns von der Umwelt abgrenzt und seine eigenen Funktionen hat.

Die äußere Schicht, die Epidermis, übernimmt eine Schutzfunktion gegen Traumata, die Umwelt (ultraviolette Sonnenstrahlung) und Infektionen (Bakterien, Viren, Hefepilze).

Die Epidermis liegt auf einer zweiten Schicht: der Dermis. Deren Zusammensetzung ist reich an elastischen Fasern (Kollagen), Nervenenden (Tastsinn, Schmerzsignale), Blutgefäßen (Nährstoffe, Immunsystem) und enthält die Haarwurzeln und deren Anhangsgebilde. Der Organismus regelt hier seine Innentemperatur durch Schweißproduktion zum Kühlen oder bei Bedarf durch Frösteln, um Wärme zu erzeugen. 

In der Haut werden auch Hormone produziert, zum Beispiel Vitamin D.

Die Haut ist auch ein Beziehungsorgan: „dünnhäutig sein, eine dicke Haut haben, aus der Haut fahren, unter die Haut gehen uvm.”¹

Welche unterschiedlichen Wundarten gibt es bei Diabetes Typ 1?

In der Regel wird die „akute Wunde”, die gängigste Läsion, als Wunde definiert, die innerhalb von ca. drei Wochen verheilt. 

Wenn der Heilprozess länger andauert (über vier Wochen vorhandene Wunde), spricht man von einer „chronischen Wunde”. Zum Beispiel: Dekubitus, Geschwüre, diabetische Fußgeschwüre (Diabetisches Fußsyndrom, kurz DFS). Oft sind dann lokale oder allgemeine Faktoren vorhanden, die die Wundheilung verzögern.

Manche Wunden können „dringlich” sein, denn sie gefährden das Leben oder eine Organfunktion und müssen entsprechend sehr schnell fachärztlich versorgt werden. 

QUELLE

¹Plaies et cicatrisations de S.Meaume, L.Téot, O.Dereure. Elsevier Masson (2. November 2005)

²Kane D. Chronic wound healing and chronic wound management. In: Krasner D, Rodeheaver GT, Sibbald RG, Herausgeber. Chronic Wound Care: A Clinical Source Book for Healthcare Professionals. 4th ed. Wayne: Health Management Publications; 2006. S. 11–24.

³Plaies difficiles à cicatriser: une approche globale. EWMA. 2008 https://ewma.org/fileadmin/user_upload/EWMA.org/Position_documents_2002-2008/French_EWMA_Hard2Heal_2008.pdf 

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