Es gibt heute keine besonderen Kontraindikationen für Frauen mit Typ-1-Diabetes, ein Kind zu bekommen. Andererseits sollte eine werdende Mutter mit Diabetes Typ 1 neben den allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen auch eine Reihe von dm1-spezifischen Empfehlungen folgen, um sicherzustellen, dass die Schwangerschaft sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Baby komplikationslos verläuft.
Hormonspiel und Insulinbedarf bei Diabetes mellitus 1
Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels, die Menschen mit Diabetes Typ 1 ohnehin täglich beschäftigt, ist während der Schwangerschaft, einer Zeit tiefgreifender hormoneller Umbrüche, noch wichtiger.
Während des ersten Trimesters der Schwangerschaft sinkt im Allgemeinen der Bedarf an Insulin, und dieser geringere Bedarf kann durch Übelkeit und Erbrechen zu Beginn der Schwangerschaft noch weiter reduziert werden.
Im Anschluss, ab dem zweiten Trimester, entwickelt sich unter der Einwirkung bestimmter Hormone eine gewisse Insulinresistenz mit einem signifikanten Anstieg des Insulinbedarfs, was zu einer Erhöhung der Insulindosen auf 30-34 IE führt. In der Regel stabilisiert sich diese im weiteren Verlauf.
Nach der Geburt sinkt dann der Insulinbedarf sehr schnell und kehrt meist auf das Niveau vor der Schwangerschaft zurück. Wenn die Mutter stillt, kann der Insulinbedarf sogar weiter sinken.
Es ist daher sehr wichtig, jede schwangere Patientin mit Typ-1-Diabetes darauf hinzuweisen, ihre Insulindosen nach der Geburt drastisch zu reduzieren und zu der Dosierung zurückkehren, die sie vor der Schwangerschaft hatte. Diese „Referenzdosen“ müssen auch an das Pflegepersonal übermittelt werden, das die Patientin betreut, um das Auftreten von Hypoglykämien zu vermeiden.
Mögliche Risiken während einer Schwangerschaft mit Diabetes Typ 1 für die Mutter
Insbesondere bei Frauen mit Typ-1-Diabetes können Blutzuckerschwankungen während der Schwangerschaft und die damit verbundenen hormonellen Veränderungen dafür verantwortlich sein, dass sich die klassischen Komplikationen des Diabetes verschlimmern. Vor allem im Augenbereich bestehen Risiken, weshalb regelmäßig über die gesamte Schwangerschaft Augenhintergrundspiegelungen (Funduskontrolle) durchgeführt werden sollten.
Eine Verschlimmerung einer latenten diabetischen Nephropathie ist eine weitere mögliche Komplikation und kann zu Nierenversagen führen.
Ein weiteres signifikantes Risiko bei Frauen mit Typ-1-Diabetes ist die Präeklampsie. Es handelt sich dabei um eine Bluthochdruckerkrankung bei schwangeren Frauen, die mit Ödemen und einer Proteinurie (Eiweißausscheidung über den Urin) verbunden ist. Präeklampsie wiederum kann zu einer viel schwerwiegenderen, aber glücklicherweise seltenen Komplikation führen: der Eklampsie, einem generalisierten Krampfanfall der für den Fötus aber auch für die Mutter lebensgefährlich sein kann.
Schwangerschafts-Vorsorge und -Betreuung bei DM1
Wenn sich bei einem Paar ein Kinderwunsch entwickelt, ist es schon vor der Empfängnis wichtig, einen gut eingestellten Blutzuckerspiegel zu haben. Nach Beginn der Schwangerschaft, vor allem in den ersten Wochen, bleibt es wichtig, eine gute Blutzuckerkontrolle aufrechtzuerhalten, denn diese Periode entspricht der Bildung der Organe beim Fötus. Liegt in diesem Zeitraum ein Blutzuckerungleichgewicht vor, ist das Risiko von Fehlbildungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht.
Nach der Periode der Organbildung besteht für den Fötus bei chronischer Hyperglykämie das Risiko d einer Makrosomie (Großwuchs). Durch einen Hyperinsulinismus, der die Entwicklung auf abnormale Weise verstärkt, hat das Baby dann ein höheres Geburtsgewicht als normal. Eine solche Makrosomie kann für Geburtsstörungen verantwortlich sein, mit erhöhtem Risiko für Kaiserschnitt oder Frühgeburt. Die Größe des Babys kann auch den Gebrauch einer Geburtszange oder einer Saugglocke erfordern, um es durch den Vaginalkanal zu führen. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für eine Schulterdystokie, bei der nach der Geburt des Kopfes die Schulter des Kindes im Becken der Mutter hängen bleibt.
Übertragung von Diabetes Typ 1 auf Kinder
Das Risiko einer Übertragung von Typ-1-Diabetes ist gering und liegt im Bereich von 3 bis 4%. Die Übertragung von Diabetes Typ 1 umfasst mehrere Gene. Diese Zahl sollte relativiert werden, denn trotz dieser genetischen Veranlagung haben mehr als 90% der Menschen, die Typ-1-Diabetes entwickeln, keinen Diabetes in ihrer Familie.
Einige Empfehlungen während einer Schwangerschaft mit Diabetes Typ 1
- Strenge Überwachung des Blutzuckerspiegels von der Zeit vor der Empfängnis bis zur Geburt mit Unterstützung eines spezialisierten Teams.
- Den HbA1C unter 7,0% halten (und wenn möglich sogar unter 6,5%), um das Risiko von Komplikationen und Missbildungen zu reduzieren. Es ist Vorsicht geboten bei Frauen mit einem HbA1C über 10,0%. Sie sollten ernsthaft in Erwägung ziehen, die Schwangerschaft zu verschieben, bis die Blutzuckerwerte im Normbereich sind.
- Test zur Suche nach Ketonkörpern im Blut oder im Urin durchführen, wenn der Blutzuckerspiegel mehrere Stunden lang sehr hoch ist.
- Vor der Empfängnis eine Augen- und Nierenfunktionsuntersuchung durchführen und die Augenüberwachung während der Schwangerschaft fortsetzen.
- Blutdruckkontrolle
- Folsäurehaltige Lebensmittel zu sich nehmen: ein Vitamin, das für die Prävention von Fehlbildungen im Gehirn und in der Wirbelsäule des Babys sehr wichtig ist (Spina bifida). Die Supplementation von Folsäure wird systematisch um den Beginn der Schwangerschaft durchgeführt.
Obwohl es keine spezifischen Kontraindikationen für Frauen mit Typ-1-Diabetes gibt, ein Kind zu bekommen, erfordert eine Schwangerschaft Vorsichtsmaßnahmen bis hin zur Geburt. Ein gut eingestellter Diabetes reduziert die Risiken erheblich, weshalb es sehr wichtig ist, bereits während des Schwangerschaftsplanung den Arzt aufzusuchen.